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History – Die Geschicht der Siedlung Golzheim

Bereits in den 1920er Jahren gab es Planungsideen zur Anlage eines Ausstellungsparks im Bereich der „Golzheimer Heide“,[1] die sich nördlich des Vorortes Golzheim zwischen Rhein und dem Ortsteil Rath erstreckte. Dort, unweit des Rheinufers, lag bereits die sogenannte „Neue Akademie“ bzw.

„Neue Kunstakademie“, ein Komplex von Künstlerwohnungen und Ateliers der Kunstakademie Düsseldorf.

Einen neuen Anschub erhielt der Gedanke eines Ausstellungsparks, nachdem Düsseldorf 1930 die Hauptstadt eines NSDAP-Gaus geworden war und der Gauleiter Friedrich Karl Florian über einen 1934 durchgeführten Wettbewerb für ein Schlageterforum[2] bis Mitte der 1930er Jahre ambitionierte Vorstellungen entwickelt hatte,Düsseldorf unter Anknüpfung an den Schlageter-Kult,

das Schlageter-Nationaldenkmal sowie Düsseldorfer Messe- und Kunstausstellungstraditionen als Mittelpunkt des Gaus Düsseldorfs zum Zentrum des Nationalsozialismus im Westen Deutschlands zu machen.

Die daraus hervorgehenden Planungen hatten eine Vorbereitungsphase von anderthalb Jahren, und mit ihnen entstand ein völlig neues Stadtviertel in Düsseldorf, das nach Albert Leo Schlageter Schlageterstadt benannt wurde.

Über sechs Millionen Menschen strömten aus dem In- und Ausland an den Rhein, um hier das „neue deutsche Wohnen“, das „neue deutsche Arbeiten“ und die „neue deutsche Kunst“ zu sehen.

Von dem realisierten Konzept sind heute die Parkanlage des Nordparks, die südöstlich anschließenden Mustersiedlungen sowie ein breit ausgebauter Abschnitt der Kaiserswerther Straße erhalten.

1937

gegründet

4

Jahre Bauzeit

6

Millionen Besucher

Zitat aus einer Werbebroschuere zur „Grossen Reichsaustellung Schaffendes Volk 1937“:
„Der Platz um die Dorflinde soll der Sammelpunkt fuer eine Feierabendgestaltung sein, die man sich schoener kaum denken kann.“
Die rund 6 Millionen Besucher der Ausstellung konnten sich somit ein deutliches Bild von den verklaerenden Vorstellungen einer „idyllischen“ nationalsozialistischen Volksgemeinschaft machen.

Die heutigen Strassennamen in diesen Bereichen D-Golzheims und D-Stockums sind beinahe ausnahmslos nach zum Tode verurteilten und hingerichteten Offizieren, Amtstraegern, Buergern und Geistlichen benannt.
Das genaue Gegenteil war natuerlich vor 1945 der Fall:
Die Strassen trugen die Namen der treuesten Anhaenger und Maertyrer der Hitlerbewegung und spaeteren NSDAP.

1940 sollte sie als Ruestungsmaterial eingeschmolzen werden, doch Székessy gelang damals der Rueckkauf von der Stadt Duesseldorf.

Die Strassen der Siedlung Golzheim sind ausnahmslos nach Personen benannt.
Das war vor 1945 ebenso der Fall.

Selbstverstaendlich wurden damals nur Maertyrer, Foerderer und Idole des Dritten Reiches und seiner Vordenker in der Weimarer Republik damit geehrt.Seit 1945 zollt man mit der Umbenennung dieser und zahlreicher anderer Strassen in Duesseldorf den Widerstandskaempfern Respekt.

Die Schlageter-Siedlung (heute: Siedlung Golzheim) sollte – ebenso wie die D-Stockumer Wilhelm-Gustloff-Siedlung (heute: Nordpark Siedlung) – durch einen laendlich, doerflich gepraegten Charakter den Richtlinien des „Gauheimstaettenamtes“ entsprechen.

Nicht zuletzt auch deshalb erhielten beide ensemblegeschuetzten Siedlungen je einen Anger mit Zierbrunnen.Auf der Golzheimer Heide wurde am 26. Mai 1923 der deutscher Freikorpskämpfer Albert Leo Schlageter hingerichtet.

Die spätere Märtyrerfigur der Nationalsozialisten wurde wegen Sabotageakten gegen die französischen Besatzungstruppen während der Ruhrbesetzung von einem französischen Kriegsgericht am 7. Mai 1923 zum Tode verurteilt.

Zwischen dem Schlageterdenkmal, das an den Widerstandskämpfer erinnern sollte, und dem Golzheimer Friedhof planten die Nationalsozialisten ein gigantisches Gauforum mit Monumentalbauten und Aufmarschflächen.

Einzig entstandener Teil dieser Pläne im Rahmen der Reichsausstellung Schaffendes Volk ist die Schlageter-Siedlung südlich des Nordparkes, die heute Siedlung Golzheim genannt wird.

Dazu gehört auch die Künstlersiedlung Golzheim[8] mit der heutigen Franz-Jürgens-Straße[9]. Das Schlageterdenkmal wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengt und an derselben Stelle 1958 am Rande des Nordfriedhofs das Monumentaldenkmal Drei Nornen zur Erinnerung an die Opfer und Verfolgten der Gewaltherrschaft eingeweiht.

Ausstellung Schaffendes Volk-Düsseldorf 1937

Freistehende Einfamilienhäuser aus weißen Ziegeln, gepflegte Grünanlagen und schmale Wohnstraßen – die „weiße Siedlung“ im Norden des Stadtteils ist ein historisches Beispiel für einheitlichen Siedlungsbau.

In den letzten Jahren wurde die Architektur durch Neu- und Zubauten jedoch immer wieder empfindlich gestört.

Daher bemüht sich das Stadtplanungsamt derzeit, das geltende Planungsrecht für die Siedlung durch einen neuen Bebauungsplan und eine zusätzliche „Denkmalbereichssatzung“ neu zu regeln.

Nach einer umfangreichen Bestandsaufnahme wurden die vorläufigen Entwürfe jetzt bei einer Bürgeranhörung vorgestellt und mit rund 80 Anwohnern diskutiert.

Der neue Bebauungsplan soll sicherstellen, dass alle zukünftigen Veränderungen mit dem architektonischen Stil der Ursprungssiedlung vereinbar sind.

1937 wurden die ersten 84 Häuser in der Ausstellung „Schaffendes Volk“ als Mustersiedlung für den Städtebau präsentiert.

In den 50er und 60er Jahren wurde das Wohngebiet in dieser traditionellen Bauweise erweitert.

Heute zählt die „weiße Siedlung“ 150 Einfamilienhäuser.

„Die Anwohner schätzen die lange Tradition ihrer Heimat“, sagt Kirsten Steffens, Bereichsleiterin des Stadtplanungsamtes. „Daher wollen wir alle Anregungen aufnehmen und versuchen, die Ideen in unsere Pläne mit einfließen zu lassen.“

Um die kontrollierte Bebauung des 16 Hektar großen Plangebiets zu gewährleisten, sollen die bisherigen Regelungen bestehen bleiben und teilweise sogar verschärft werden.

In der Siedlung sind weiterhin nur Wohnhäuser sowie „allgemeine Wohngebiete“ zulässig.

Damit sind Gebäude gemeint, in denen Hotels, kleinere Läden oder Gastronomie das Ortsbild und die Ruhe nicht auffällig beeinflussen.

Auch die „Eingeschossigkeit“ und die weißen Fassaden sollen weiterhin das Pflichtmerkmal der Siedlung bleiben.

Diese Vorschriften wurden in der Vergangenheit jedoch oftmals umgangen.

Planloser Garagenbau oder unterschiedliche Baumaterialien – beispielsweise die Ergänzung der Mauern durch metallische Vorrichtungen – verleihen einigen Häusern ein willkürliches Eigenleben.

„In unserem neuen Entwurf sollen die maximale Ausnutzung der Grundstücke und alle Freiflächen verbindlich definiert werden“, so Davina Schulz vom Planungsamt.

Darüber hinaus sollen nur zwei „Wohneinheiten“ für jedes Einfamilienhaus zugelassen werden, allerdings nach wie vor mit nur einem Haupteingang.

Die Geometrie des dichten Straßennetzes wird durch die Regelung der „überbaubaren Grundstücksflächen“ klar begrenzt.

Insgesamt begrüßten die Golzheimer die Initiative der Stadt.

Allerdings sehen viele das Hauptproblem im Detail: Bisher seien etliche Neubauten, die nicht dem Stil des Ortes entsprechen,

widerspruchslos genehmigt worden.

Ein zwingender Denkmalschutz hätte dies rechtzeitig verhindern können.

„Die neue Satzung wird feste Kriterien beinhalten, um dafür zu sorgen, dass dies zumindest in Zukunft nicht mehr passieren kann“, versprach Kirsten Steffens.

„Viel zu spät“, meinen dagegen viele der Anwohner.

Der nächste Schritt im Planverfahren wird eine öffentliche Auslegung des Konzeptes im Stadtplanungsamt sein.

Hier haben die Bürger dann einen Monat lang wieder die Möglichkeit, dazu Stellung zu nehmen.

Anschließend erfolgt eine Prüfung der Vorschläge, bevor die Entwürfe durch den Stadtrat beschlossen werden.

Mit der Veröffentlichung im Amtsblatt wird der Plan dann verbindlich.

Die Wiederstandskämpfer für Düsseldorf

Albrecht-von-Hagen-Platz (vorm. Dietrich-Eckart-Platz)

Von Hagen, 1904-1944, Jurist und Oberleutnant der Wehrmacht, Attentatsbeteiligter am 20.07.1944, im August 1944 in Berlin gehaengt.
Eckart, Publizist, 1868-1923, seit 1920 Chefredakteur des „Voelkischen Beobachters“, sowie Freund und Nachbar Adolf Hitlers in der Münchener Thierschstrasse.

Erwin-von-Witzleben-Strasse (vorm. Houston-Stewart-Chamberlain-Strasse)

Von Witzleben, 1881-1944, Generalfeldmarschall der Wehrmacht, Attentatsbeteiligter am 20.07.1944, im August 1944 in Berlin gehaengt. Dem voellig abgemagerten von Witzleben wurde in der Haft auch sein Guertel abgenommen und seine Hose rutschte, was Volksgerichtshofpraesident Freisler zu der folgenden, zusaetzlichen Demuetigung veranlasste: „Was fassen Sie sich dauernd an die Hose, Sie schmutziger, alter Mann?“
Chamberlain, 1855-1927, antisemitischer Schriftsteller und Antidemokrat, Freund Adolf Hitlers in Bayreuth, verheiratet mit Eva Wagner.

Robert-Bernadis-Strasse (vorm. Von-Scheubner-Richter-Strasse)

Bernadis, 1908-1944, oesterreichischer Oberstleutnant der Wehrmacht, Attentatsbeteiligter am 20.07.1944, im August 1944 in Berlin gehaengt.
Von Scheubner-Richter, 1884-1923, Diplomat und fruehes NSDAP Fuehrungsmitglied, die erste Ausgabe Hitlers „Mein Kampf“ war ihm persoenlich gewidmet.

Franz-Juergens-Strasse (vorm. Ernst-Schwartz-Strasse)

Juergens, 1895-1945, Oberstleutnant der Duesseldorfer Schutzpolizei, wurde ebenfalls am 16. April 1945 auf dem Schulhof an der Faerberstrasse in D-Bilk standrechtlich als „Volksverraeter“ erschossen, da er sich fuer die Einstellung der Kaempfe und Uebergabe der Stadt Duesseldorf an die US-Truppen einsetzte.
Schwartz, 1899-1932, Kunstmaler und SA-Truppfuehrer, 1932 angeblich von Kommunisten ermordet.

Hermann-Weill-Strasse (vorm. Paul-de-Lagarde-Strasse)

Weill, 1924-1945, Kaufmann und Regimegegner, wurde am 16. April 1945 auf dem Schulhof an der Faerberstrasse in D-Bilk standrechtlich als „Volksverraeter“ erschossen, da er sich fuer die Einstellung der Kaempfe und Uebergabe der Stadt Duesseldorf an die US-Truppen einsetzte.
De Lagarde, 1827-1891, modern-antisemitischer Philosoph, seine Besessenheit galt seiner Vordenkerrolle bezogen auf ein „Grossgermanien“, welches bis ans Schwarze Meer und den Bug reichen sollte.